Whipwichteln: Beni kriegt Fuck you von Stink

Schenken: Wir wichteln. Jede/r Whipitler/in zog einen Namen und musste dieser Person eine LP oder eine CD senden (die Art des Tonträgers konnte man im Voraus deklarieren). Der/die Beschenkte muss das Album besprechen und tippen, von wem das gute Stück versendet wurde.

Auspacken: Der erste Blick auf das Cover lässt keine Zweifel zu: Stink und Fuck you, das ist Punk. Die beiden etwas in die Jahre gekommenen Herren auf dem Cover sowie Songtitel wie I am not a Hippie, I hasse all oder Alles Scheisse bestärken meinen Verdacht: Es ist Berner Mundartpunk. Cool, noch nie gehört. Ich freu mich drauf. Meine Internetrecherchen ergaben, dass die Mitglieder von Stink sich Goofy und Gämbli nennen und schon seit den 1980er-Jahren in der Berner Punkszene um die Reithalle unterwegs sind. Die Scheibe erschien bereits 2017 auf dem, gemäss «OX»-Magazin, damals neu gegründeten Label Rathouse Records. Bis auf eine Adresse des Standorts eines kleinen Plattenladens habe ich nichts zu diesem Label gefunden. Sowieso ist diese Band im Netz quasi inexistent. Eventuell kann die Berner Fraktion von Whipit mir da weiterhelfen.

Ihr ahnt es bestimmt schon, ich musste mir für diese Besprechung ein paar Dosenbier bereitstellen, ist ja Punk, ihr wisst schon. Beim Hören kommen mir Legenden wie TNT oder Crazy in den Sinn. Wahrscheinlich liegt das an den Mundart-Texten, allerdings klangen TNT und Crazy fetter und hatten mehr Drive. Klar, die waren damals auch ein paar Jahre jünger, und ich wage zu behaupten: auch eine Spur hässiger als Stink. Die Berner klingen aber trotzdem nach Anfang-80er-Punk. Inhaltlich geht es oft um Aussenseiter. Insbesondere scheisst man aber auf Regierungen, Obrigkeit, Bünzlis und Hippies, der Albumtitel ist sozusagen Programm. Fuck you all! Auf der B-Seite befinden sich auch noch drei Songs in akzentfreiem Bärndütsch-Englisch. Hier musste sogar noch Blowing in the Wind hinhalten, «how many Beers are in a Sixpack, how many needs till you drunk». Ein bisschen Humor darf auch mal sein.

Alles in allem höre ich hier amtlich hingerotzten Punkrock. Gitarre und Schlagzeug, mal mehr, mal weniger schnell, aber immer primitiv, sehr primitiv. Auf der Platte kommt leider alles etwas dünn daher, live könnte das jedoch ordentlich auf die Fresse geben. Und ja, Dosenbier passt auch ganz gut dazu.

Jedenfalls bin ich damit seit neustem im Besitz einer Underground-Perle, welche, ohne mein Wichtel, wohl nie den Weg in mein Plattenregal gefunden hätte und von der, laut Discogs, lediglich 300 Stück auf Vinyl existieren. Nebst dem Album von den Goldenen Zitronen befindet sich nun eine zweite Platte mit dem Titel Fuck you in meiner Sammlung. Ist doch schön.

Ach, und wie bereits erwähnt: Ich habe keine Ahnung, ob die noch irgendwo live spielen. Und wo ihr ins Album reinhören könnt, weiss ich auch nicht, sorry.

Vermutung: Ich schwanke zwischen Roli und Domi, jedoch tippe ich auf Domi. Ich glaube, sie weiss, dass ich Punk mag, und die Platte war hübsch eingepackt, das trau ich ihr zu.

Auflösung: Dieses Album hat Roli geschickt: «Damit der Beni einmal gute Musik aus Bern hört und weil die Label-Macher die Ex-Nachbarn meiner Freundin sind.»

Beni von Büren
beni@whipit.ch

Muss man mit Ü40 noch anfangen für einen Musikblog zu schreiben? Eigentlich nicht. Aber in Vernunft war ich noch nie besonders gut.

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