Idles: Karate is the fing

Das neue Album von den Idles ist da: TANGK.

Es wurde von allen Seiten angeteasert und überall quasi in grossen Lettern rausgestrichen, dass sich das Album um die Liebe dreht. Ich war gespannt, sind es doch gerade das wütende, nicht-wirklich-tontreffende Geschrei-Gesang (und der herrliche Bristol-Akzent) und der Druck, den sie abliefern, die ich an den Idles so gern habe. Ist damit das Hauptthema Liebe vereinbar? Einzelne Songs, klar. Wie beim Love Song auf der Platte Joy as an Act of Resistance, das so herrlich beginnt mit «I wrote a love song, ‘cause you’re so loveable. I carried a watermelon, I wanna be vulnerable». Oder auf dem gleichen Album der Song Television: «If someone talked to you, the way you do to you, I’d put their teeth through – love yourself.» Herrlich, oder?

Der Grundtenor der Reviews, die ich gelesen habe, bevor ich mich des Albums annahm, ist bei allen in etwa so: «Die elf neuen Songs transportieren immer noch genau die Energie und Wut, für die man Idles kennt und liebt.» (jpc) Und aber auch: «Idles scheinen bereit zu sein, ihre eiserne Rüstung abzulegen und eine weitaus interessantere und nuanciertere Band zu enthüllen, sobald Talbot bereit ist, seinen hartnäckigen und selbstzerstörerischen Griff aufzugeben.» 

Ich empfand die Idles schon immer als erfrischend. Ich mag das Aufmüpfige, ihr Klarstellen, das «nicht mit uns», das ein bisschen Pöbelnde und doch so Gutmütige. Ich hatte bei allen Idles-Bandmitgliedern schon immer das Gefühl, dass das einfach gute Typen sind, keine Ahnung warum, aber sicher auch wegen ihrer Texte. Wenn ich jemanden aus der Musikszene knuddeln wollen würde, dann wäre das Frontmann Joe Talbot (aber vielleicht liegt das auch ein bisschen am Schnauz, man weiss es nicht so genau, thehe). Und genau dieses Gutmütige kommt in TANGK viel mehr zum Vorschein als bisher.

Die Single Gift Horse habe ich natürlich vorab gehört, zusammen mit den Songs Grace und Dancer. Und die waren vielversprechend. «Trotz» des Themas Liebe: Dancer, zusammen mit LCD Soundsystem: Unerwartet, ruhiger, gut. Grace: Schön, totally «love is the fing». Gift Horse: Ahhhhhh, NICE! Drückt schön und ich mache beim Hören immer mal wieder Karate-ähnliche Bewegungen, das ist immer ein gutes Zeichen. Viele Karate-Moves bleiben aber bei TANGK aus, die Vorfreude auf das neue Album wurde etwas gedämpft, da die Mehrheit der Songs für Idles-Manier doch recht ruhig ist. Aber die Songs sind toll. Mir fehlt einfach dieses Selbstzerstörerische. Und der Druck. Ich mag das Rumgefuchtel, wenn ich die Idles höre, da fühle ich mich immer so unschlagbar. Und auch dieser Karate-Laut: Das schnell aus den Lungen gepresste «Hhh!», das man dabei macht, das so schön zu den Idles passt.

In einer weiteren Review habe ich ein schönes Sätzli gelesen: «Sie klingen grösser, ohne schneller zu werden.» (The Guardian – ja, tatsächlich, haha) Ich finde, das bringt es sehr gut auf den Punkt und muss auch nicht weiter erläutert werden. Denn das, in Zusammenhang mit dem Karateeee, sagt schon genug über das Album aus.

Am 14. März spielen sie in der Halle622, Tsüri. Tickets gibt’s hier. Und ich freu mich sehr drauf – es ist wieder einmal ein Konzert einer Band, die ich zum einen noch nie gesehen habe und zum anderen schon lange auf meiner Muss-ich-live-sehen-Liste steht. Und auch wenn ich TANGK gern höre, so hoff ich doch, dass die Jungs dann viele Songs von alten Platten spielen werden.

Love is the fing.

Karateeeee – Hhh!

Aline Hug
aline@whipit.ch

Aline ging wiedermal All In mit diesem Blog - denn wie DEVO schon sang: When a problem comes along, you must whip it.

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