Whipwichteln: Christian kriegt Kunscht isch geng es Risiko von Roman Nowka’s Hot 3 & Stephan Eicher

Schenken: Wir wichteln. Jede/r Whipitler/in zog einen Namen und musste dieser Person eine LP oder eine CD senden (die Art des Tonträgers konnte man im Voraus deklarieren). Der/die Beschenkte muss das Album besprechen und tippen, von wem das gute Stück versendet wurde.

Auspacken: Ausgerechnet an jenem Tag, als die ersten sechs Alben von Freedom Call, die ich bei Ricardo ersteigert hatte, in meinem Briefkasten lagen, war da auch die Wichtel-Post vom Whipit-Gspändli drin. Und als ich sah, dass es sich dabei um das neue Album von Stephan Eicher mit Begleitung handelte, tippte ich zuerst spontan auf eine Bestrafung seitens des Whipit-Gspändli: Vielleicht, weil ich das Gendern komplett überflüssig finde. Oder weil ich bei Whipit-Treffen meine Ansichten zur Welt manchmal… sagen wir: bewusst pointiert formuliere, nur um dann etwas irritiert zu beobachten, wie leicht sich Leute auf die Palme jagen lassen. Dafür gibt’s statt zehn Stockhiebe nun Stephan Eicher.

Aber ja: Vielleicht war das Album auch als eine Art Belohnung oder so  gedacht, weil das Whipit-Gspändli vielleicht weiss, dass ich Stephan Eicher seit seinen allerersten Solo-Gehversuchen in Wolfenschiessen journalistisch auf dem Radar habe, sogar noch vorher mit Grauzone und dann Die Reisenden. Aber eben: Das sind Mutmassungen. Und klar war: Freedom Call mussten warten. Schöne Seich.

Jetzt ist es eben so mit dem Stephan: Zwischen L’Envolée von 2012 und Ode von 2022 ist kaum was wirklich Neues erschienen vom Musikus, der sich selber so gerne als weltgewichtstragender Barde sieht: Texte von Martin Suter (Song Book 2017), Cover eigener Songs mit dem Traktorkestar (Hüh! 2019), Texte von Martin Suter und Philippe Dijan (Homeless Songs 2019), ein nostalgisches Live-Album (Engelberg Live 91 2021), dann eben Ode was aber auch nur eine weitere Sammlung von Lockdown-Songs war (wie langweilig). Und jetzt spielt Eicher mit Roman Nowka’s Hot 3 Lieder von Mani Matter nach. Also schon wieder nichts wirklich Neues. Und haben wir seit Mani Matters Unfalltod vor 51 Jahren nicht schon genug Mani-Matter-Tribute-Alben gehört? Eben.

Klar: Die 20 Mani-Matter-Lieder sind wirklich schön interpretiert, sehr weiträumig und feinfühlig aus- und umgebaut, «gäng sevu», wie Matter sagen würde, aber eben: Eicher interpretiert schon wieder, statt zu kreieren, immerhin nicht sich selber. Dass er auf dem Cover künstlerisch wertvoll aus dem Zugfenster schaut (vergleiche das Cover zu Ir Ysebahn von Mani Matter, ebenso die Anzahl von 20 Songs), macht das Ganze auch nicht besser.

Roman Nowka’s Hot 3 kannte ich bisher nicht. Klingt aber wirklich toll: Da sind mit Roman Nowka, Simon Gerber und Lionel Friedli definitiv Profis am Werk. Und der Stephan ist ja auch Profi genug, die Mani-Matter-Interpretationen nicht missglücken zu lassen. Das muss man ihm lassen. Salvador-Dalí-lookalike-Künstlerschnauz hin oder her.

Eine kleine Mathematik-Frage noch zum Schluss: Müsste die Band «Roman Nowka’s Hot 3» insgesamt nicht aus 4 Musikern bestehen – nämlich aus Roman Nowka und seinen heissen Drei?

Vermutung: Könnte mir Roli geschickt haben, weil der so schöne Gefühle hat. Oder Dominique, als Strafe (siehe oben, mit grossem Augenzwinkern, aber vor allem, weil Dominique Fan vom Eicher ist).

Auflösung: Dieses Album hat Dominique geschickt. Weil (O-Ton bzw. O-Mail): Ja, was wichtelt man einem Hug, der zusätzlich explizit eine CD wünscht? Die kauft man nicht mal so im Laden. Im eigenen CD-Regal hat es noch ein paar neuverpackte CDs wie Shakra und Veronica Fusaro… oder den Hug eher mit dem signierten Debut der No Angels beglücken? Bei allen fand ich die Idee zwar lustig, aber nicht ausgereift. Die Wahl fiel letztendlich auf die Neuerscheinung «Kunscht isch geng es Risiko» von Roman Nowka’s Hot 3 und Stephan Eicher, weil ich diese Kombi letzten Winter in der Mühle Hunziken gesehen habe. Es war schlicht ein grossartiges Konzert, eines, das einem ein wohliges Grummeln im Bauch hinterlässt, voller Liebe und Emotionen, verwoben mit einer Prise Mani Matter-Nostalgie. Zwar vermag der Tonträger nicht ganz mit dem Konzert mithalten, aber der Hug kann damit schon umgehen 😉

Christian Hug aka Huig
christian@whipit.ch

«I’m runnin' with a burnin' spirit that I can’t control», sagt Si, und er hat ja sowas von recht. Der Bruce weiss die einzig richtige Lösung: «I’m running free.» Und am Ende bleibt, was John Lee schon immer wusste: «It’s all the Blues.» The Numbers of the beast: 1965, 189,6370, 3. christian-hug.ch

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