Ansa Sauermann: Du kriegst was du brauchst

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob mir Spotify nach Wanda oder Steiner & Madlaina als nächstes Ansa Sauermann in die Zufallsplaylist spülte, eine Vermutung habe ich aber. Jedenfalls liess mich Ansas Stimme vom ersten Hören an nicht mehr los. Etwas rau und verrucht, aber genauso gefühlvoll und melancholisch. Musikalisch würde ich ihn auf alle Fälle irgendwo zwischen den beiden oben genannten Bands einordnen.

Nach einer EP und zwei Alben ist der aus Dresden stammende Wahl-Wiener Musiker nun mit seinem dritten Album am Start.

Bewegte er sich auf Weisse Liebe und Trümmerlotte noch irgendwo auf der Suche zwischen sich selbst, der Liebe im Allgemeinen und dem Rausch im Speziellen, scheint er nunbei der Liebe angekommen zu sein. Bereits der Opener Schmuck und Dieb ist eine vertonte Liebeserklärung. «Wenn Du an mir ziehst, bis ich neben Dir lieg (….) du bist der Schmuck und ich der Dieb, ich hab mich längst in Dich verliebt.» Auch das herrlich abgehangene Dynamisch beschreibt das romantische Knistern, wenn zwei Menschensich langsam näherkommen, sich verlieben, jedoch vielleicht noch nicht genau wissen, wo es hinführt. Das Thema Liebe ist auf Du kriegst was du brauchst allgegenwärtig. So nimmt einem B-Seiten mit an einen Ort, wo man am liebsten eng umschlungen tanzend, alles um sich herum vergessend, dem Alltag entflieht. Im wundervollen Palermo läuft der Liebesfilm im Kopfkino weiter. Etwas Schwermut, Sehnsucht nach Urlaub, Sehnsucht nach der einen, wahren, grossen Liebe. Doch diese Sehnsucht wird gestillt, denn am Ende offenbart uns Sauermann: Seine wahre Liebe kommt aus Zürich. Ja, wahrscheinlich wusste Spotify schon lange, dass zwischen ihm und dieser einen Hälfte des Zürcher Duos Steiner & Madlaina irgend etwas in der Luft liegt… Man gönnt es ihm. Songs für den Dancefloor sind diesmal eher dünn gesät. Erfolglos, welches vergleichsweise stürmisch daherkommt, macht hier die Ausnahme. Macht aber nichts, die beiden Vorgänger bieten diesbezüglich genug Stoff.

Ein grossartiges Indiepop Album, welches mich berührt, laut mitsingen lässt und ein toller Begleiter durch den Sommer war und es wird bestimmt noch lange in den Herbst hinein die kalten Tage etwas erwärmen.

Live ist der Gute am 9. September 2023 am lovely Hofair in Dallenwil zu bestaunen. Ich werde dort sein und wahrscheinlich, nein, bestimmt, laut mitsingen.

Beni von Büren
beni@whipit.ch

Muss man mit Ü40 noch anfangen für einen Musikblog zu schreiben? Eigentlich nicht. Aber in Vernunft war ich noch nie besonders gut.

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