Huigs Wegweiser durch die Populär-Galaxie #58: Kitchen Battle

Majesty haben ja nie Alben gemacht, die man gerne mit auf die einsame Insel mitnehmen würde, dafür waren sie dann musikalisch doch zu wenig monumental und personell zu wenig konstant, sogar für Majesty-Fans. Aber immerhin war die Band fast immer recht solid, man konnte immer wieder mal reinhören in heiteren Stunden. Drum hab ich letzthin ihr aktuelles Album «Back To Attack» zum Kochen reingezogen, das ist ja ganz gut geglückt, finde ich, also das Album, und wie gesagt: Nix für die Insel, aber es hilft beim Kartoffeln-Schälen.

Unverhofft kam meine Liebste in die Küche, hielt sich die Ohren zu, schaute zum Player, dann zu mir und rief ganz laut: «Was machen denn die da?!» Ich stellte den Player leiser und antwortete: «Das sind Majesty.» Sie sagte: «Aha. Und was haben die für Probleme?». Ich sagte: «Das ist Battle Metal.» Ich wusste zwar, dass Battle Metal eher ein Album von Turisas ist als ein Genrebegriff, aber manchmal muss man ja komplizierte Dinge einfach erklären. Sie sagte: «Battle was?», womit sie auch grad klarmachte, dass sie weder von Battle Metal noch von Turisas eine Ahnung hatte. Ich antwortete: «Battle Metal. Noch nie was von Amon Amarth gehört, von Manowar und Battlelore?» Sie hatte nicht. «Da komm ich ganz gut ohne dieses Getose klar im Leben», sagte sie, hielt sich wieder die Ohren zu und wollte die Küche verlassen.

Das war zuviel. Ich legte meinen Sparschäler nieder und sagte mit erhobener und klarer Stimme «Weib!», ich machte diese Geste mit der tiefgelegten Hand, Handfläche nach unten, Finger leicht nach oben, «Weib!», sagte ich, «schweig!» Sie blieb stehen und schwieg. «Das sind zwar keine Insel-Musiker», sagte ich, «aber sie besingen die gloriosen Schlachten ehrbarer Krieger, das ist geil.» Meine Liebste schaute mich an, und irgendetwas veränderte sich in ihrem Blick, ich wusste aber nicht, wie ich das interpretieren sollte. «Ach so», sagte sie, und mir wurde klar, was ihr Blick bedeutete: Sie nahm die Situation nicht ernst. Ich sah mich zu einer Erklärung genötigt: «Viele Jahrhunderte lang mussten viele gute Männer sterben, damit wir Krieger euch Frauen den Schutz geben können, den ihr heute geniesst.»

«Okay», sagte sie und zeigte mit ausgestreckter Hand auf die Bratpfanne, «ich glaube, dein Fleisch brennt gerade an.» Ups.

Jetzt war meine kriegerische Laune zack verpufft. Ich hätte noch viele schöne Schlachtenlieder parat gehabt, von Firewind und Skiltron und Saxon und Windrose und sogar von Sabaton und für romantische Momente von Nightwish, aber darauf hatte ich jetzt plötzlich keine Lust mehr. Weil ich musste jetzt das Fleisch retten. Ich nahm Majesty aus dem Player und legte Atma von My Sleeping Karma ein. Sowohl Album- als auch Bandnamen passten jetzt zu meiner Situation.

Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.

 

Christian Hug aka Huig
christian@whipit.ch

«I’m runnin' with a burnin' spirit that I can’t control», sagt Si, und er hat ja sowas von recht. Der Bruce weiss die einzig richtige Lösung: «I’m running free.» Und am Ende bleibt, was John Lee schon immer wusste: «It’s all the Blues.» The Numbers of the beast: 1965, 189,6370, 3. christian-hug.ch

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