Algiers: Die Liveband schlechthin

Algiers sind auf Tour und stoppten in Bern und Zürich. Musste ich hin, nach Tsüri in den Bogen F. Whipit-Domi und –Marcel mussten auch. Kleiner Whipit-Ausflug also.

Wir Whipitler haben uns aber erst vor Ort getroffen, meine zwei Begleiter und ich kamen fünf Minuten vor Konzertbeginn in der Location an. Die Vorband ging auf Kosten eines Indisch-Restaurants und einem definitiv ungeplanten Abstecher in eine kleine Ausstellung.

Das ging so: Fröhlich gesättigt und auf dem Weg zum Bogen F traf uns aus heiterem Himmel ein heiteres «Hey, kommt doch mal kurz rein, unsere Ausstellung anschauen». Drei erstaunte, etwas irritierte Gesichter. Aber wir gingen rein und schauten uns die Ausstellung an. Die Kunst drehte sich um Geschlechtsteile in Nahaufnahme, auf Objekten, wo sie nicht hingehören und um verrenkte Figuren. Aber wir standen ja jetzt mitten in dieser Ausstellung und konnten nicht subito wieder kehrtmachen, vor allem weil die Künstler direkt neben uns standen und fragten, wie man die Stücke so findet. Stücke, what a pun! Artig bestaunten wir die Werke, schlängelten uns gekonnt aus der Frage mit einem «…anders». Für diese Antwort durften wir ein Weg-Bier für zwei Stutz mitnehmen – was auch bitter nötig war, um die Eindrücke zu verdauen. Oder zu verdrängen, da bin ich noch unschlüssig. Die Namen der Künstler hab ich übrigens vergessen, den Namen der Ausstellung auch.

Mit dem Weg-Bier ausgerüstet, spazierten wir also endlich zum Bogen F. Kaum da, spielten Algiers drauflos. Ich war aus zwei Gründen sehr gespannt:

  1. Am Tag zuvor spielten sie in Mailand, wo ihr ganzes Equipment gestohlen wurde. Sie konnten das Konzert also nicht wie gewohnt spielen. Good News: Durch eine Spendenplattform ist das Geld für neues Material bereits wieder drin.
  2. Auf Platte gibt es einige Lieder, die mir zu künstlerisch wirken. Gewisse Lieder erinnern mich eher an ein langes Intro.

Der Gig war mächtig. Die Musiker überzeugten sofort, meine Zweifel waren nach dem ersten Song weggewischt. Die Freude von Bassist Ryan Mahan war ihm in die Hüfte geschrieben, wenn ich das so sagen darf: Er tänzelte und whippte zur Musik, ähnlich wie die Teletubbies, wenn sie freudig sind. Etwa so:

Algiers‘ musikalisches Können, zerflossen in den Loops, im Gospelgesang, in der Gitarre, war derart roh, würdig und zornig. Bekannt sind sie als Rebellen der Politik und Auflehner, definieren die Welt als in Flammen stehend. Die Nachricht ist angekommen.

Sänger Franklin F. Fisher hat die Auftritte von Algiers in einem Interview mal so beschrieben: «Die Leute werden nicht das bekommen, was sie auf dem Album hören, denn das Album ist nur der Blueprint.» Ich stimme ihm voll und ganz zu. Sie spielen Gospel, Jazz, Punk, Rock und Industrial, sie kombinieren Club-Rhythmen mit Balladen. Im Nachhinein erscheint mir Punkt 2 meiner oben erwähnten Auflistung eher lächerlich. Denn ich weiss jetzt: Wenn Algiers wieder einmal spielen, will ich mir das nicht entgehen lassen. Dann aber ohne vorausgehende Ausstellung.

Auf dem Bild: Domi, Marcel und Aline mit Sänger Franklin F. Fisher und Drummer Matt Tong, der übrigens auch der Schlagzeuger von Bloc Party war.

Aline Hug
aline@whipit.ch

Aline ging wiedermal All In mit diesem Blog - denn wie DEVO schon sang: When a problem comes along, you must whip it.

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