13 Apr Mystic Braves: You Know That I Love This World!
Wie schön! So besingen Mystic Braves die Welt im Song «Oh So Fine». Hypnotisiert von der Musik der fünf Amis (und derjenigen von den Allah-Las), versuche ich seit Tagen, andere Bands, andere Musik zu hören. Es fällt mir aber schwer, mich loszureissen. Man müsste doch meinen, nach einigen Wochen sei genug gehört vom immer Gleichen. Aber nein, nein, im Gegenteil! Wie Schriftsteller Alexander Gorkow in «Die Kinder hören Pink Floyd» über Pink Floyd so schön schrieb: «Sie gewinnen täglich an Zauber.» Und so ist es auch mit den Mystic Braves. Sie nehmen immer noch einen grossen Teil meines Tageskontingents an Musikhören ein (und sie verdrängen zunehmend sogar die Allah-Lahs).
Ihr erstes Album, nach ihnen benannt, erschien 2013. «Oh So fine» ist übrigens hier zu finden. Ein Jahr später folgte «Desert Island». Wieder ein Jahr später hauten sie «Days Of Yesteryear» raus (da ist mein Lieblingssong «To Myself» drauf), 2018 folgte «The Great Unknown», und das aller-allerneuste Album heisst «Pacific Afterglow», ist aber auf ihrer Homepage noch nicht erwähnt. Dafür auf Insta.
Die ersten drei Alben sind goldig. Was sie so für Musik machen? Wie der Huig immer schön zu sagen pflegt: «Scho wieder so Sächzger-, Siebzger-Züg?» Haha. Ja.
Mystic Braves’ Melodien strahlen um die Wette. Die Zeile «You know that I love this world» würde in jeden Song passen. So muss Sixties-Psychedelic-Rock! Die Bassline lüpft, die Gitarre hüpft, der Sänger hängt sich rein, der Drummer fängt alles ein und komplettiert den Zauber. Die etwas zu hohen Töne quietschen leicht in den Ohren, wenn laut aufgedreht wird. Wenn das jemand als störend empfindet, singe ich einfach «you’re born without a heart» und tänzle davon. Auch wenn einige Songtexte sehr melancholisch sind, würde ich noch mit einem glücklichen Grinsen am Konzert locker und entspannt mitwippen, so heiter sind die Melodien.
Klingt alles fantastisch. Ist es auch. Aber. Und jetzt kommts: Wenn man eine Band entdeckt, nachdem sie schon einige Platten draussen haben, ist es immer dasselbe emotionale Desaster: Man entdeckt einen Song eines alten Albums, verliebt sich. Dann hört man das Album durch. Verliebt sich weiter. Es folgt die Neugier auf das nächste Album. Und damit ein kurzer Moment des Innehaltens: Was, wenn das nächste Album anders ist? Die Band wollte sich vielleicht verändern. So, wie es schon etliche Bands gemacht haben und die treuen Fans deren Selbstverwirklichung einfach nur scheisse fanden.
Was, wenn mir diese Gefühls-Achterbahn mit Mystic Braves widerfährt? Möchte ich das wirklich? Aber ich muss den Schritt wagen. Entweder es passt, oder eben nicht.
Ach, ihr ahnt’s schon. Nach «Days Of Yesteryear» haben sie sich drei Jahre Zeit gelassen für das neue Album «The Great Unknown». Das Resultat: Hätte mierah unknown bleiben können. Der Zauber ist verflogen. Es ist nicht mehr der Mystic-Braves-Stil, in den ich mich verliebt habe. Dasselbe im zuletzt erschienenen Album «Pacific Afterglow». Die Band reduzierte ihren Sound, legte die exotischen Klänge, ja die Freude in den Songs einfach so ad acta. Zu Gunsten des Songwritings, wie sie selbst behauptet.
Da haben wir nun den Salat. Alben 1 bis 3 super, Alben 4 und 5 ganz anders, also ich mässig happy. Und jetzt weiss ich gar nicht, was mich an ihrem Konzert am 17. Mai im Dynamo in Zürich erwarten wird. All In, hä! Augen zu und durch.
So oder so. Ich habe soeben Froth entdeckt, und befürchte, mich auch in ihren Alben zu verlieren. So anstrengend. Aber oh, so fine.
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