Metal Storm over Luzern: Are you chappy? Challeluja!

Auf geht’s
Also zum Anfangen: Metal Storm ist ein Zentralschweizer Verein, der Metal-Konzerte organisiert, vornehmlich auf der eher dunklen und schnellen Seite, und das machen die ausdauernd und löblich. Nun ging am 20. April  das erste «Metal Storm over Luzern» über die Bühne des Kulturzentrum Südpol, Chapter One, es ist also eine Serie geplant, juhee, mit 6 oder 7 Band, wir sind für eine genaue Abrechnung zu früh nach Hause, aber ja: Viel Metal an 1 Tag. Und das im Südpol, wo in früheren Jahren immer wieder grossartige Konzerte in der fantastischen Konzerthalle stattfanden und seit geraumer Zeit mehr oder weniger nur noch Ausdruckstanz geübt und über sternchenbehaftete Kulturtheorie diskutiert wird. Kann man machen, muss ich aber nicht dabeisein. War jedenfalls schön, mich wieder mal mit der Flut der schwarzgewandeten Bösmetalfreunde in den Südpol fluten zu lassen. Und das auch noch mit der Hug.

Cult of Hinduism

Calarook, Suotana und Ghörnt haben wir ausgelassen, weil sollte aus denen mal was werden, werden wir die sicher an einem anderen Festival in einer höheren Spielposition wiedersehen. Dafür war dann um halb sechs bereits Guinness  alle und weitere zehn Minuten später war dann ausser den Bratwürsten auch schon der ganze Grillstand leergefressen, ha ha, das müssen die Veranstalter noch üben. Und an den betreffenden Bediener hinter der Bar: Ein Skinny Bitch ist kein unerfüllbarer Sonderwunsch, sondern geht ganz einfach: Mineralwasser mit Blääterli, Limonenschnitz, Wodka, vielleicht noch einen Eiswürfel, fertig. Ist wie Whisky Cola ohne Whisky und Cola, comprende. Und «doppelt» heisst nicht «zwei Becher», sondern «zwei Kugeln», comprende schonwieder.

Aber ja: Cult of Fire waren sowohl dem Hug als auch der Hug neu und überraschend: Kali und Krishna im Bühnenbild, Gitarrero und Bassist im Schneidersitz im Schutz von Mucilanda, der Kobra, die den meditierenden Siddharta beschützt. Der Sänger als Hohepriester mit Superhörnern an einem Alter mit Früchten und Kerzen, der Sound: klassisches Black-Metal-Gesirre. Und tolle T-Shirts an einem der erfreulich reichbefrachteten Merchandising-Tischen, hier gibt’s die am schönsten verpackten Kassettli. «Seid ihr Satanisten?» fragt der Hug, also auf englisch, «Are you satanists and how does this work with Mucilanda?» – «No no», antwortet der nette Tscheche, die Band erforsche die dunklen Seiten des Hinduismus, was ja mal eine interessante Abwechslung ist im Black- und Death-Metal-Universum, thank you for teaching, zwei T-Shirts gekauft, die Musik dann doch lieber live. Hinduismus passt grad gäbig ins Zeitgeschehen, weil in Indien haben ja die Wahlen begonnen, und wenn der Modi schon wieder gewinnt, wird’s wohl echt nicht mehr lustig für die Moslems in Nordindien… Später im Publikum ein Typ mit Batoushka-T-Shirt, das passt, was die Show und das Gesirre betrifft, die haben sich Hug und Hug ja letzthin in Olten oder so zu Gemüte geführt, und in Polen schöpfen wir politisch gesehen immerhin wieder Hoffnung. Den Schlagzeuger von Cult of Fire hat man übrigens auch bei Standlicht nie gesehen, armer Tropf.

Finnish Trolls

Dann flugs eine Bratwurst reingezogen, weil waren die letzten, dafür sichtlich angekokelt, da hat auch der Grillmeister noch einiges zu üben. Das ausführliche Erwähnen des Essens mag Bulimisten vielleicht irritieren, aber hey, Todesblei macht hungrig, und wenn dann um Mittarnacht nichts mehr zu futtern da ist… nicht gut! Der Hug und die Hug waren später auf dem Nachhauseweg jedenfalls so dramatisch unterernährt, dass beide bereit gewesen wären, einen McDonald’s zu besuchen, und das ist sehr sehr besorgniserregend. 

Aber hey: Finntroll! Jetzt wird klar, warum so viele Frauen im Publikum sind: Die stehen auf die lustigen Finnen mit aufgeklebten Feenohren (am Merchandising-Stand zu haben «as worn by Vreth Lillmans») und den leider leider eingespielten Flöten, Keyboards und Trompeten, Vreth Lillmans dafür mit einer Grumbelstimme so kaputt, dass man am liebsten das Konzert abbrechen und den Sänger zum Doktor schicken möchte, aber was soll’s, die Party brodelt, und die Hug sagt: «Ich glaube, viele Frauen sind wegen Finntroll da, die meisten bewegen sich erst jetzt.» Thank you für Teaching, wieder was gelernt. Aber haben wir Finntroll vom Meh Suff nicht lustiger in Erinnerung? Und waren dort die Humppa-Keys auch eingespielt? Ein Check im Fotoordner von der Hug zeigt: Ja. Und ja. Tatsächlich gehen nach dem Konzert viele Mädels nach Hause, vielleicht gemütlich den Pulli fertigstricken. Oder heiter weiterhopsen.

Greek Devil

Die Hug muss rauchen. Saukälte, aber jetzt kommt eh das Höllenfeuer, yeah, jetzt werden wir noch mehr brutzeln als die letzte Wurst auf dem Grill, denn jetzt kommen Rotting Christ. Die Griechen unseres Vertrauens. Die Druckwellen-Hypnotiseure. The Hellas Hellfire Fuckers. Sänger Sakis Tolis hat ja letzten Dezember neue Solosongs veröffentlicht, aber nur digital, drum hat der Hug ihm gemailt, ob es die denn auch auf CD gäbe, worauf er geantwortet hat, dass er noch über eine Veröffentlichung auf CD nachdenke, worauf der Hug ihm empfohlen hat, das zu tun, aber am Merch-Stand ist dann leider nichts davon zu sehen. Dafür sind sie live einfach ultra. Ultra. Ultra. Aber nicht so hypnotisch kompakt wie letztes Mal am Meh Suff. Was vor allem damit zu tun hat, dass er zwischen zwei Songs ganz fröhlich auf Griechischenglisch fragt: «Are you chaving fun?», und das Publikum so: Yeeeeeess!», und dann kommt Grandis Spiritus Diavolos… Ist chli schräg, aber eben: ultra.

Estland-Humppa

Und dann die ganz persönliche Irritation: Metsatöll betreten die Bühne, vier Gimlis stoned, ha ha, Wortspiel, also Gimlis aus Estland mit Rauschebärten und Dudelsack und lustigen Mittelerde-Mittsing-Liedern. Und die Band, die der Hug und die Hug noch nie auf dem Radar hatten, feiert dieses Jahr ihr 25-Jahr-Jubiläum… wie konnten die bloss all die Jahre so an uns vorbeigehen? Aber hey: Macht Spass! Hat der Markus Teeäär da grad irgendwas von «hungry» gesungen? Was heisst Bratwurst auf Estländisch? Oder meinte er sowas wie «hungry auf Mittelerde»? Auf alle Fälle: 2 CDs gekauft, glücklich. Leider sind bis da die meisten Publikumsleute bereits nach Hause gegangen, was uns zur Frage führt: Warum gehen die schon alle? Auf alle Fälle diskutierten die Hug und der Hug auf dem eigenen Nachhauseweg über schöne Aussichten: Am 5. Oktober ist im Südpol das zweite Metal Storm, dermal unter anderem mit Zeal&Ardor und Bölzer, erstere haben gerade erst ihr neues Album auf den 23. August angekündigt. Würden wir hinwollen, aber an diesem Wochenende ist just das Up in Smoke. Aber ja: Danke Metal Storm.

Christian Hug aka Huig
christian@whipit.ch

«I’m runnin' with a burnin' spirit that I can’t control», sagt Si, und er hat ja sowas von recht. Der Bruce weiss die einzig richtige Lösung: «I’m running free.» Und am Ende bleibt, was John Lee schon immer wusste: «It’s all the Blues.» The Numbers of the beast: 1965, 189,6370, 3. christian-hug.ch

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