Huigs Wegweiser durch die Populär-Galaxie#59: Gen Z: so/so

Noa Dibbasey ist 23 Jahre alt und schreibt im «Blick» die Kolumne «Meine Generation», in der sie, wir ahnen es, den Leserinnen und Leserinnen der grössten Tageszeitung der Schweiz die Generation Z erklärt. Gen Z, das sind alle, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, so ungefähr beschreibt es Wikipedia. Man kann sagen: Noa Dibbasey erklärt den heutigen Alten, wie die heutigen Jungen ticken.

Jüngst tickte das so: Noa hat Spotify abonniert, und das findet sie unter anderem deshalb toll, weil Spotify ihren Abonnentinnen und Abonnenten jeden November ihre persönliche Jahresstatistik zustellt. Also welche Songs man am meisten gehört hat, was man wie oft angeklickt hat und so weiter. Mega!

Aber Noa macht sich auch Sorgen: Denn die Jahresstatistik beweist ja auch, dass sie von Spotify gnadenlos getrackt, also digital verfolgt wird. Das findet sie schamlos. Und Noa steckt imfall noch viel tiefer in der Klemme: Spotify beutet nämlich die Musiker und Musikerinnen aus, die sie so gerne hört, indem Spotify viel zu tiefe Tantiemen auszahlt. Noa schreibt: «Das Businessmodell von Spotify beruht auf Ausbeutung.» Und jetzt kommt der Clou: Als nächstes erkennt Noa, dass die Gen Z eben dauernd in diesem Dilemma steckt zwischen Find-ich-super und Find-ich-schade. Wörtlich: «…an alles, was uns konsumtechnisch Freude bereitet, ist etwas Böses gebunden.» Das führe zu einem «benebelten Lebensgefühl».

Die Kolumne endet mit der Frage: «Wie lebt man zufrieden im Wissen, dass unsere Freuden auf der Ausbeutung anderer Menschen beruhen?»

Ich will mich jetzt nicht über Noa lustig machen und auch nicht über die Gen Z, zumal ja auch viele ältere Semester Mühe damit haben, dass in allem Guten auch etwas Böses steckt, früher sagte man dem ganz neumodisch Guilty Pleasure.

Aber ich gebe gerne eine Antwort auf Noas Frage. Die geht so: Gar nicht! Du kommst definitiv klarer und einfacher durchs Leben, wenn du Entscheide fällst (zum Verständnis: Entscheide sind das Gegenteil von FOMO). Man nennt das etwas altmodisch: Haltung zeigen. Was ich dir also empfehle, liebe Noa (und liebe Gen Z): Kündige dein Spotify-Abo, wenn du nicht getrackt werden willst und wenn du etwas gegen Ausbeutung tun willst. Kaufe deine Musik direkt auf den Internetseiten der Bands ein. In den Shops deiner Lieblingsbands gibt’s übrigens auch CDs und Vinyl und T-Shirts und allerlei anderes Zeugs, mit denen du deine Lieblingsbands unterstützt. Ja, das ist nicht so einlullend bequem wie Spotify. Man muss halt schon was tun, wenn man aufrecht durchs Leben gehen will.

Vielleicht noch zwei Starthilfen in dein neues Leben. Erstens: Spotify zahlt Tantiemen neuerdings erst dann aus, wenn pro Song mindestens 1000 Klicks innerhalb eines Jahres erfolgt sind. Zweitens: Spotify hat die Entlassung von 1500 Mitarbeitenden angekündigt, weil «die finanziellen Ziele» nicht erreicht wurden. Reicht dir das so?

Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.

 

PS: Wir haben uns für das Beitragsbild mal an die KI getastet.

Christian Hug aka Huig
christian@whipit.ch

«I’m runnin' with a burnin' spirit that I can’t control», sagt Si, und er hat ja sowas von recht. Der Bruce weiss die einzig richtige Lösung: «I’m running free.» Und am Ende bleibt, was John Lee schon immer wusste: «It’s all the Blues.» The Numbers of the beast: 1965, 189,6370, 3. christian-hug.ch

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