19 Aug Ty Segall: Nach der Implosion folgt die Explosion
Ein Ausdruck fasst den Auftritt von Ty Segall im Mascotte Zürich gut zusammen: Oi! (Wie es die Australier sagen.)
Als die Support-Band Tesla Death Ray startete, war ungefähr schon die Hälfte, wenn nicht drei Viertel vom Raum gefüllt. Ich natürlich mittendrin. Weil: Es ist würkli kein Geheimnis mehr, dass ich Tesla-Death-Ray-Fan bin. Sie spielten kurz – logisch, als Vorband –, aber ich fand es toll. Scheinbar ganz viele andere Leute auch, sonst wären sie nicht schon bei der Vorband aufgetaucht. Das letzte Lied war übrigens ein perfekter Abschluss. Ich habe die Jungs von Tesla Death Ray eigentlich nach dem Konzert gefragt, wie das Stück heisst. Ich habe es leider wieder vergessen. Mono Rocketaro: Help me, please! (Anmerkung der Redaktion: Mono Rocketaro ist einer der beiden Gitarreros und Sänger der Band. Ein guter Cheib.)
Einen kurzen Umbau und stetige Füllung des Konzertsaals später trat dann auch schon Ty Segall auf. Mit seiner Akustikgitarre ausgerüstet und im Scheinwerferlicht stehend trällerte er ganz gemütlich und schön das erste Stück. Sein letztes Album, Hello, Hi besteht ja grossteils aus Akustik-Liedern. Also war klar, dass sowas kommen musste. Zweiter Song: same same, no different. Dritter Song: Hm. Immer noch, Ty Segall mit seiner Akustikgitarre, versunken am Singen schöner Lieder. Bitzli wie an einem Lagerfeuer. Da hat doch immer ein Dude eine Akustikgitarre dabei und alle rundherum schauen ihn dann so gespannt an. Mit dem Unterschied, dass bei Ty Segall die Leute die Lieder wirklich toll fanden, haha.
Er und seine Gitarre. Wenn ich diese Geschichte erzählen würde, würde ich das jetzt so sagen, wie es der Sido gerappt hat: Ich und meine Maske. Also. Er und seine Gitarre. Artig wurde sanft mitgewippt, Köpfchen wurden wellenmässig mitbewegt. Dann: Zweiter Typ auf der Bühne. Das Publikum wurde sichtlich hibbeliger. Es stand in ihren Augen: Oi! Etz geht’s los!
Aber es ging nicht los. Wieder: Beide mit ihren Gitarren. Am Schöne-Lieder-Spielen. Bitzli mehr Pfupf als nur der Ty mit seiner Gitarre, beide halten Augenkontakt, stehen je auf einer Seite der Bühne. Man denkt sich: Es geht jeden Moment los, die geben sich bald per Augenkontakt das Zeichen, dass jetzt geprätscht werden soll.
Aber es ging nicht los. Da wurde gar nichts geprätscht. Und die Herren auf der Bühne fanden es sichtlich herrlich, die Energie aus dem Publikum zu kitzeln. Explodieren war noch nicht angesagt, aber implodiert sind äuä einige. Geschlagene 15 Minuten dauerte das Schauspiel, bis dann endlich der Rest der Band auf die Bühne trat. Und dann ging’s los. Oi! Es wurde geprätscht. Es wurde getanzt und gehibbelet, es wurde gepogot und gecrowdsurfed. Eskalation par excellence. Wir standen eigentlich mal ziemlich weit vorne, aber die Masse war so in Bewegung, dass wir irgendwann fast an der Bar hinten standen. Fanden wir in dem Moment noch amüsant, weil wir eh was trinken wollten. Letztes Lied vor der Zugabe: Wieder ein Lagerfeuerstück, alle haben mitgesungen, es wurde ein Gang nach unten geschaltet. Zugabe: Ein Stück in-yo-face.
Wiedermal: Ein sackstarkes Konzert im Mascotte.
Oi!
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