Whipwichteln: Roli kriegt In The Air von The Lovers

Schenken: Wir wichteln. Jede/r Whipitler/in zog einen Namen und musste dieser Person eine LP oder eine CD senden (das konnte man im Voraus deklarieren). Der/die Beschenkte muss die Platte besprechen und tippen, von wem das gute Stück versendet wurde.

Auspacken: Nach dem Auspacken die erste grosse Überraschung: Das Album In the Air von The Lovers, erschienen 2015 auf Middle Ear Recordings, besitze ich immer noch nicht. Gross ist die Freude, das Album nun endlich in den Händen zu haben. Dass in den letzten knapp hundert Jahren fast niemand auf die Idee gekommen ist, seine Band The Lovers zu nennen war die zweite Überraschung.

Bestehend aus JC Love am Bass, Junior Love an der Gitarre und Ben Love an den Drums haben sich The Lovers den Ruf als eine grossartige Live-Band erspielt, tatsächlich gelang es aber der Band, die Energie auch auf ihrem Debüt von 2015 festzuhalten. Das Album pendelt elegant zwischen 77er-Punk und 66er-Garage-Rock (Jahrgänge rate ich mal) und vermeidet so Eintönigkeit.

Auffallend ist die schiere Musikalität des Drummers Ben Love. Sein Können steht immer im Dienst des Songs. Erst beim zweiten Hören fiel mir die Raffinesse und Cleverness seines Spiels auf, was als Kompliment zu verstehen ist. Anstatt die Band zu dominieren oder sich wie andere Genre-Drummer durchzupeitschen, hebt er The Lovers durch sein Spiel subtil und souverän von all den Tausenden anderen Bands ab, die im gleichen Stil zu Hause sind. Kein Geprügel, sondern elegante Jazz-Fills und ein Killer-Groove auf höchstem Niveau.

Das kommt vor allem den überschnellen Songs auf der zweiten Seite entgegen, die die Wucht nie verlieren und niemals in 08/15-Geschrammel fallen.

Das Trio ist perfekt eingespielt, und alle drei ergänzen sich und stehen sich nie im Wege. Wo JC am Bass mäht, ackert sich Junior Love an der Gitarre wunderbar am Blues-Schema ab. Neben Power-Chords und -Riffs baut Junior Love immer wieder originelle Licks ein.

Wer die Band bisher nur von Konzerten kennt, denen ist dieses Album wärmstens zu empfehlen. Spielfreude und -witz kombiniert mit Können ohne Muckertum. 13 Songs zwischen sehr schnell, bedächtig und was vielleicht nur diese Band kann: Songs im mittleren Tempo, die nicht langweilig sind.

Erwähnenswert ist auch die liebevoll gestaltete Hülle, das schöne Label und – bei dieser Version – das alles auf blauem Vinyl.

Vermutung: Ich vermute Marcel – Musik von Oberaargauer von einem Oberaargauer für einen Oberaargauer!

Auflösung: Dieses Album hat Aline geschickt.

Roland Frey
roland@whipit.ch

Roland Glenn Frey – Von A wie Fusion bis Z wie Doom. Hasst Heinz Rudolf Kunze, liebt Hunde.

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