Arctic Monkeys: Irgendwie schade. So viele Fragen. Tanz trotzdem mit mir.

Äs isch ä soo… Und jeder weiss, was nach «äs isch ä soo» folgt: nichts Gutes. Aber wir beginnen von vorne: Arctic Monkeys am Züri Open Air. Kaum war der Vorverkauf eröffnet, musste ich natürlich Tickets kaufen. Die Freude war gross, als der erste Festivaltag endlich vor der Tür stand. Für Annie Taylor, die das Festival eröffnet haben, hat’s leider zeitlich nicht gereicht, da Arbeit. Für Arctic Monkeys waren wir aber genug früh auf Platz. Aber nicht genug früh, dass es für mich noch ein alkoholfreies Bier gegeben hätte, da Arbeit auch am nächsten Tag. Und so erging es scheinbar vielen anderen Besuchern, weil um 19:30 Uhr schon alles alkoholfreie Bier ausgeschossen war. Jänu.

Als Arctic Monkeys auf die Bühne schritten, war der Vorplatz schon gut gefüllt. Do I Wanna Know? als Opener: Killer. Wir sind in einer Ecke gelandet, die scheinbar einige treue Fans unter sich hatten. Es wurde direkt mitgesungen und gehüpft. Doch diese Power wurde nicht wirklich durchgezogen – von der Band nicht und entsprechend auch nicht vom Publikum. Immer mal wieder wurde das Publikum mit Hits oder schnelleren Songs aufgeheizt, aber viele der Songs auf der Setlist waren eher gemütlich. Schön, sicher. Why’d You Only Call Me When You’re High? zum Beispiel: Schön. Passte. Das Publikum schien aber nicht ganz so überzeugt. Oder ämu nicht vollends befriedigt. Alle schienen hibbelig darauf zu warten, bis endlich die fätzigeren Songs gespielt würden. Die, die gerne bei Tanznächten abgespielt werden.

Und ich? Haha. Ich habe in der Zwischenzeit vom Hüftschwung des Sängers geschwärmt. Und habe gekonnt die fragwürdigen Ausfälle – oder eben nicht – der Band ignoriert. Allenfalls hatte es auch damit zu tun, dass das Shirt vom Frontsänger Alex Turner hinten unter der saucoolen Lederjacke rausschaute. Ich dachte mir die ganze Zeit: Chasch nid dis Shirt richtig iihhoslä? BITTE!

Sowieso war ich sehr gedankenversunken. So viele Fragen haben sich während des Konzerts ergeben, das lief etwa so ab:

  • Sind die einfach so cool oder spielen die das nur?
  • Nein, ich glaub die sind wirklich einfach so cool.
  • Kann der Alex bitte sein T-Shirt einhoseln?
  • Was ist das hochdeutsche Wort von einhoseln?
  • Verstehen die Leser, wenn ich einhoseln schreibe?
  • Warum ist das Bild auf den Bildschirmen von der Liveübertragung bitzli unscharf?
  • Sowieso: Was ist das für ein Filter?
  • Kommt der von der Band oder vom Festival?
  • Ist dieser Filter besser als der von Offspring beim Greenfield?
  • Wann bringen sie endlich I Bet You Look Good On The Dancefloor?
  • Warum klingt das alles etwas dumpf?
  • Warum sagt niemand dem Alex, dass sein T-Shirt ausgehoselt ist?
  • Was ist das hochdeutsche Wort von aushoseln?
  • Der Hüftschwung sieht ziemlich cool aus. Macht er den auch beim Tanzen zu zweit?
  • Wird es je einen Moment geben, bei dem der Alex mit mir tanzt?
  • Äuä nicht.
  • Und wenn, dann nur eingehoselt.
  • Ach, was sag ich da. Natürlich würde ich auch so mit ihm tanzen.
  • Sowieso: Warum wird so oft der Rücken gefilmt?
  • Wegen dem Pops (so nenne ich den Po)? Dem Hüftschwung? Sind alle so verzückt von dem wie ich? Also, vom Hüftschwung. Thehe.
  • Wieso sieht er aus, als würde er direkt aus einem John-Travolta-Film aus den 70ern kommen?
  • Eigentlich alle der Band.
  • Würde er nach dem Tanzen mit mir einen Milchshake trinken?
  • Ahhh, wie in Pulp Fiction. Ich wollte immer schon mal wie Uma Thurman an die Fasnacht. Vielleicht kommt ja der Alex mit.
  • Warum wirkt’s so, als seien ihre schnellen Lieder zu schnell für sie zum Spielen?
  • Spielen sie deshalb viele langsame Lieder?
  • Der hat das wirklich immer noch nicht gemerkt, dass sein Shirt ausgehoselt ist, hä.
  • Wird ihn das stören, wenn er Aufnahmen vom Konzert sehen wird?
  • Mich würde es stören.
  • Mich störts ja auch bei anderen, ganz offensichtlich.
  • Hat sich der Alex absichtlich während Teddy Picker versprochen und das «Fuuuuuuuck» als Ersatz hingelegt, oder war das ein Versehen und das Fuck war ernst gemeint?
  • Der Verschluss vom Ketteli von Drummer Matt Helders ist nach vorne gerutscht.
  • Nehmen andere solche Dinge auch so wahr?
  • Hat sich der Drummer grad bitzli verspielt?
  • Wie sieht wohl deren Proberaum aus?
  • Der Keyboarder trägt einen Ehering. Loda.
  • Wie ist es wohl für die Frau oder den Mann, wenn der Partner dauernd weltweit unterwegs ist?
  • Arctic Monkeys haben viele ruhige Lieder, warum bin ich also überrascht, dass sie nicht durchgehend tanzbar sind?
  • KANN JEMAND GOPFERDELI DIESES SHIRT EINHOSELN?!
  • Der Milchshake geht auf mich.
  • Schoggi, Vanille oder Erdbeere?
  • Wurden sie das während eines Interviews schon mal gefragt?
  • Ich würde sie gern mal interviewen.
  • Und nochmals live sehen? Glaub nicht.

Vor dem letzten Lied der Zugabe liefen wir dann Richtung Parkhaus. Da ich gerne Auto fahre und dabei sehr laut Musik höre, war das, was als nächstes kommt, voraussehbar: Ich fuhr nach Hause und habe sehr laut Musik gehört. Es mussten dann Slipknot und Pendulum herhalten – weil die prügeln und tätschen so schön. Und irgendwo musste meine Energie ja raus, oder? Am Konzert konnte ich leider weniger tanzen als gedacht.

Ich kam zu Hause nicht drum rum zu googeln, wie andere Arctic Monkeys live empfanden.

I can never seem to find a live performance on YouTube where Alex actually hits all the notes properly when singing. The instruments are also often a little off-tempo.

Hm. Ja, etwa so. Dieser hier ist unschlagbar:

Both times were absolutely incredible. Alex was clearly drunk in 2011 and forgot some of the words to some of the songs, and even though I had the news broken to me while I was at the concert that my girlfriend had cheated on me, their performance was so good that I had the time of my life.

Übrigens haben sie grad heute There’d Better Be A Mirrorball veröffentlicht, das dann auf der neuen Platte vom 21. Oktober 2022 drauf ist. Guckste hier. Es ist uuuhhuere schön. Und ich bin mir fast sicher, dass sie einer der neuen Songs live gebracht haben – wenn nicht sogar diesen hier. Eben: Wenn man mehr I Bet You Look Good On The Dancefloor erwartet, dann kommt auch There’d Better Be A Mirrorball anders rüber.

Schlechtes Bild. Aber: Der grosse weisse Fleck ist das ausgehoselte Shirt.

Aline Hug
aline@whipit.ch

Aline ging wiedermal All In mit diesem Blog - denn wie DEVO schon sang: When a problem comes along, you must whip it.

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