Huigs Wegweiser durch die Populär-Galaxie #54: Ja was denn nun!?

Emily Rataikowski hat sich ja in ihrem Ende letzten Jahres erschienenen Buch «My Body» darüber beschwert, dass Robin Thicke sie 2013 nach dem Videodreh zu «Blurred Lines» unsittlich betatscht habe. Wir erinnern uns: Das ist das Video, in dem Rataikowski mit zwei anderen Mädels den ganzen Clip lang nur in einem hautfarbenen Minihöschen und also mit blankem Busen kokett um Herrn Thicke und Herrn Pharrell scharwänzelt. Damals war das lustig. Heute ist sich Frau Rataikowski nicht mehr so sicher, weil irgendwie ist der Herr Thicke jetzt halt schon ein Sauniggel, und Frau Rataikowski ist inzwischen selbstsicherer geworden. Wir nehmen das so zur Kenntnis.

Seit «Blurred Lines» sind wir videoclipmässig überschwemmt worden von twerkenden Frauenärschen und Titten in Hochleistungseutergrösse, selbstsicher aufreizend in Szene gesetzt. Das heisst heute Selbstermächtigung und ist Teil der Feminismusbewegung. Das nehmen wir ebenfalls so zur Kenntnis.

Jetzt veröffentlicht die brasilianische Überfliegerin Anitta ihr fünftes Album, es heisst «Versions Of Me» und wird sicher ein Grosserfolg, auch wenn der Titel, sagen wir mal: mässig originell ist. Wir erinnern uns: Anitta machte ebenfalls Ende letzten Jahres Furore mit dem Video zu «Envolver»: Darin findet sie alkoholisierten Sex ganz Klasse und lässt sich nur minimalbekleidet von einem Typen in Trainerhosen in allerlei Stellungen… naja: ficken. Fingiert natürlich, wo kämen wir denn da hin, wenn das alles echt wäre, man will ja keinen Skandal provozieren. Bloss ein bisschen zickeln. Das Video hat Stand heute 127 Millionen Aufrufe.

Auch das Cover von «Versions Of Me» tut nur so als ob: Anitta in sechsfacher Büsten-Ausführung, immer mit starker Betonung von Nacktheit bis tief zum Ansatz ihrer Brüste, und auf einer Büste ist der Busen sogar gänzlich freigelegt. Für alle Nicht-Checker: Das ist heute keine plumpe Sex-sells-Masche mehr, sondern das heisst jetzt eben Selbstermächtigung.

Die Sache hat jedoch einen Haken: Auf besagten blossen Brüsten sind weder Nippel noch Brustwarzenhöfe zu sehen. Nichts. Wegretuschiert. Also Titten, die keine richtigen Titten sind, weil da eben ganz viel fehlt. Man will ja keinen Skandal provozieren, der am Ende noch dazu führen könnte, dass das Album auf dem Sittlichkeitsindex landet.

Aber die Frage sei halt schon gestattet: Das soll Selbstermächtigung sein, wenn man die eigenen Titten verleugnet? Bitte, liebe Anitta, verkauf uns Männern dein Getue nicht als Selbstermächtigung. Das entbehrt jeder Logik und Würde und überfordert unser maskulines Verständnis-Vermögen. Ich als Mann verstehe Anitta in allem, was sie tut, als billige Sex-sells-Maschine. Das kann man machen, auch wenn sie in diesem Falle sehr sehr billig ist. Aber bitte, liebe Anitta, halt dich aus Feminismus-Diskussionen raus.

Und dann hoffe ich für uns alle, dass der Trainerhosentyp im Video von «Envolver» sich in acht Jahren nicht darüber beklagt, dass er nach dem Dreh unsittlich von Anitta betatscht worden sei.
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.

 

(Bild: Warner Music Switzerland)

Christian Hug aka Huig
christian@whipit.ch

«I’m runnin' with a burnin' spirit that I can’t control», sagt Si, und er hat ja sowas von recht. Der Bruce weiss die einzig richtige Lösung: «I’m running free.» Und am Ende bleibt, was John Lee schon immer wusste: «It’s all the Blues.» The Numbers of the beast: 1965, 189,6370, 3. christian-hug.ch

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